Jahrestagung der MEG 2022

Letztes Wochenende hatte ich die große Freude, an der Jahrestagung der Milton Erickson Gesellschaft (MEG) Deutschland teilnehmen zu dürfen. Das Programm war wieder fantastisch und auch wenn er eine reine Online-Veranstaltung war, war es sehr schön, so viele liebe Kollegen mal wieder zu sehen.

Alle Seminare und Vorträge wurden aufgezeichnet und sind dann ab Sommer 2022 über Auditorium Netzwerk verfügbar. Das ist natürlich eine super Möglichkeit für alle die an diesem Wochenende keine Zeit hatten.

Dieses Jahr war Psychosomatik das Kernthema der Tagung und für mich waren die Themen Hypnosetherapie und Immunsystem, sowie Placebo und Noceboeffekte von großem Interesse. Zum Thema Placebo/Nocebo gab es wieder einen sehr guten Workshop von Prof. Dr. Dr. Ernil Hansen, der zu diesem Thema bereits sehr viel publiziert hat und immer wieder damit verblüfft, wie wirkungsvoll, sowohl positiv, als auch negativ, die Aussagen sind, die wir Therapeuten in Gegenwart unserer Patienten tätigen.

Ich kenne Ernil bereits seit über 10 Jahren und wir haben damals gemeinsam mit Ortwin Meiss und Hansjörg Ebell einen Kommunikationslehrgang für Ärzte entworfen, den wir „Worte wie Medizin“ genannt hatten. Inzwischen ist der Bedarf an Kommunikationsverbesserung im Bereich der Medizin auch im Bundestag angekommen, so dass eine Untersuchung des deutschen Ethikrates in Krankenhäusern zu folgender Empfehlung kam:

„Dazu gehört die Förderung der kommunikativen und interkulturellen Kompetenz aller im Krankenhaus Tätigen. Diesbezüglich sollten Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote entwickelt werden. Zudem sollte der zeitliche und organisatorische Aufwand bei den Vorgaben für die Vergütung innerhalb des DRG-Systems berücksichtigt werden. Dies betrifft sowohl die Kommunikation mit Patienten als auch die interprofessionelle Kommunikation.“

Ich habe mich in den letzten Jahren mit ein paar Kollegen aus der MEG zusammen getan, um ein solches Programm zu gestalten und in Kursform Krankenhäusern anbieten zu können. Im Januar 2022 wurde dazu ein Buch von uns veröffentlicht und diesen Sommer wollen wir mit den Schulungen starten.

Sehr interessant waren für mich in diesem Vortrag die neuen Studien, die zeigen, dass auch negative Aussagen des Arztes, zum Beispiel im Aufklärungsgespräch, als deutlich weniger bedrohlich angesehen werden, wenn sie mit einer für den Patienten sinnvollen Bedeutung gekoppelt werden. Aus „Ich setze ihnen jetzt die Atemmaske auf“ könnte als Beispiel „Ich setze Ihnen jetzt die Atemmaske auf, damit sie ganz viel Sauerstoff bekommen können und Ihr ganzer Körper für die Operation optimal versorgt ist“. Wenn man im therapeutischen Gespräch explizit darauf achtet, dass man möglichst viele Grundbedürfnisse des Menschen mit diesen Kopplungen adressiert, wird der Patient sich vor, während und nach einem Eingriff deutlich wohler fühlen und weniger Ängste haben. Hier eine kleine Tabelle von Ernil Hansen mit Beispielen für solche Grundbedürfnisse:

 

Einer der „Keynote Speaker“ war dieses Jahr Prof. Dr. Dr. Christian Schubert, der einer der führenden Forscher im Bereich Psychoneuroimmunologie ist. Ich hatte mit Prof. Schubert 2017 das erste Mal Kontakt, als ich die immunologischen Parameter meiner „Hypnosetherapie bei Krebs“-Studie geplant hatte. Diese Studie konnten wir letztes Jahr nach sehr langer Planungsphase endlich in Zusammenarbeit mit der Gynäkologischen Onkologie des Universitätsspitals Basel starten. Hierzu werde ich sicher auch noch etwas in diesen Blog schreiben. Prof. Schubert hat sehr eindrücklich in seiner Vorlesung und in seinem Seminar dargestellt, wie eng Psyche, Vegetatives Nervensystem und das Immunsystem miteinander verknüpft sind und wie die Interaktionen zwischen diesen Anteilen funktionieren.

Ich bin immer wieder erstaunt wie gut die Hypnosetherapie bei immunologischen Erkrankungen wirkt und es war manchmal wie Zauberei für mich, wenn meine Patienten zwei Wochen nach einer Therapie wieder zu mir kamen und berichteten, was sich alles positiv verändert hatte. Diese Informationen von Prof. Schubert waren für mich jetzt wie ein „Missing Link“ und mir wurde auf einmal klar, warum und wie meine Interventionen wirken. Das war wirklich eine fantastische Erkenntnis.

Vielleicht noch ein kleiner Ausblick auf das nächste Jahr. Die Jahrestagung 2023 wird unter dem Motto „Out of Fear“ stehen und es wird demensprechend einen Fokus auf die Behandlung von Angsterkrankungen geben.




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